Sind in Bio-Lebensmitteln Zusatzstoffe drin?

Ja, ein paar Stoffe braucht es auch bei Bio, etwa um die Lebensmittel haltbar zu machen oder bestimmte Lebensmittel überhaupt herstellen zu können. Trotzdem gilt bei Bio: Je weniger, desto besser. Das Bio-Recht regelt streng, was überhaupt in Öko-Wurst, -Käse oder -Kuchen darf. Nur 50 harmlose Helfer wie Apfelpektin oder Zitronensäure lässt die EU-Verordnung zu – wobei viele Helfer nur für bestimmte Lebensmittel oder ausgewählte Zwecke bestimmt sind. Geschmacksverstärker, Stabilisatoren, synthetische Konservierungsmittel oder Farbstoffe sind bei Bio tabu. Bei konventionellen Lebensmitteln sind über 300 Zusatzstoffe erlaubt, darunter viele gesundheitlich umstrittene Stoffe.

Schonend und naturbelassen – für hohe Qualität

Bio-Lebensmittel herzustellen, bedeutet hochwertige Öko-Rohstoffe möglichst naturbelassen und schonend zu verarbeiten. Pflanzen, Tiere und Umwelt sollen dabei nur so wenig wie nötig belastet werden. Eine reiche Vielfalt gesunder, leckerer Bio-Lebensmittel soll auf den Tisch kommen.

In einem Bio-Produkt müssen mindestens 95 % aller landwirtschaftlichen Zutaten aus Öko-Anbau oder der Bio-Tierhaltung stammen, damit sich ein Lebensmittel Bio nennen darf – Salz und Wasser sind nicht eingerechnet.

Die restlichen 5 % der Zutaten dürfen nur dann konventionell sein, wenn sie nicht in Bio-Qualität zur Verfügung stehen und extra zugelassen sind. Aktuell sind nur rund 30 Ausnahmen erlaubt, ab 2024 werden es nur noch sieben sein.

Natürlich dürfen auch Lebensmittel mit weniger Bio-Zutaten hergestellt werden. Dann darf Öko aber nur in der Zutatenliste vermerkt sein und nicht vorne auf dem Etikett stehen – und die Produkte dürfen kein Bio-Logo tragen.

Bio-Credo: Weniger ist mehr

Nur bestimmte Dinge dürfen ins Bio-Lebensmittel: Landwirtschaftliche Bio-Zutaten, Wasser und Salz, das ist klar. Bei Zusatzstoffen und Enzymen ist Bio restriktiv – hier sind nur wenige erlaubt und sie müssen für Bio-Lebensmittel zugelassen sein. Nützliche Mikroorganismen sowie Aromen oder Aromaextrakte können genutzt werden. Bei Letzteren dürfen es allerdings nur natürliche Aromen und Aromaextrakte sein, die tatsächlich aus dem Rohstoff hergestellt worden sind, nach dem sie heißen, wie z.B. ein natürliches Orangenaroma aus Orangen kommen muss.

Herkömmlichen Lebensmitteln dürfen Mineralstoffe, Vitamine und andere Mikronährstoffe künstlich zugesetzt werden. Bio-Lebensmittel werden nur dann damit angereichert, wenn das gesetzlich verlangt ist. Das ist beispielweise bei Babykost der Fall, wo der Gesetzgeber vorschreibt, bestimmte Vitamine hinzuzufügen.

Einige Stoffe braucht es nur für den Herstellungsprozess. Im fertigen Produkt sind die Hilfsmittel nicht mehr enthalten. Das Bio-Recht ist auch hier streng: Nur wenige Stoffe sind – klar beschränkt – zugelassen, wie etwa Milchsäure nur für das Salzbad, in das Käselaibe getaucht werden. Bei konventionellen Lebensmitteln ist die Zahl dieser Hilfsstoffe fast unüberschaubar groß.

Nur wenige Zusatzstoffe sind zugelassen.

Gentechnik & Nanopartikel? Bei Bio tabu

Technische Verfahren, die Lebensmittel sehr stark verändern wie beispielsweise Gentechnik oder ionisierende Strahlung, sind bei Bio verboten – andere Herstellungsverfahren nur eingeschränkt erlaubt. Fallbeispiel Ionenaustauscher: Die molekularen Filter sind mit den neuen Bio-Regeln, die seit 2022 gelten, nur noch für die Herstellung von Bio-Babynahrung erlaubt. Nanopartikel, die in der Lebensmittelherstellung verwendet werden, um z.B. Zucker oder Mozzarella eine noch weißere Farbe zu verleihen, sind seit 2022 in Bio-Lebensmitteln verboten.

Innovatives Handwerk statt Schöntricksen

Das Tricksen mit Zusatzstoffen hat Bio nicht nötig und ist auch nicht erlaubt. Bio-Herstellerinnen und -Hersteller setzen auf Innovation, Können und Öko-Qualität. Da nur ein Bruchteil an Zusatzstoffen und Verfahren erlaubt sind, verwenden Bäckerinnen, Molkereifachmänner, Ölmüllerinnen hochwertige Rohwaren und entwickeln neue, bio-konforme Rezepturen oder schonende Verfahren am laufenden Band. Die Unternehmen gehen oft voran, was nachhaltige Innovation angeht. So stehen heute vegane Hafersahne, glutenfreie Erbsenspirelli oder auch Kekse ohne Zuckerzusatz zuerst im Bio-Regal.

Bio bleibt Bio – auch in der Verarbeitung

Teilweise werden Bio- und konventionelle Produkte parallel produziert oder Öko- und konventionelle Zutaten in einem Betrieb verwendet. Wo das so ist, muss sichergestellt werden, dass Bio- und konventionelle Zutaten und Produkte klar unterschieden und auch die Produktionsabläufe sauber voneinander getrennt sind. Beispiel: Eine Mosterei stellt zum Teil Bio-Apfelsaft her. Bevor die Bio-Äpfel in die Presse kommen, muss bis zur Abfüllanlage alles mit einer Spülung gereinigt werden. So wird ausgeschlossen, dass Bio mit konventionellen Stoffen vermischt werden – und Bio bleibt immer Bio. Und: Es ist verboten, dass eine Zutat gleichzeitig in Bio-Qualität und konventionell ins Bio-Lebensmittel kommen darf, damit eindeutig erkennbar bleibt, dass die Zutaten Bio sind.

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